ERC Grant: Nanokristalle und soziale Gesundheit in der Arbeitswelt

Prof. Dr. Adrian Meier

Zwei FAU-Forscher bekommen begehrte EU-Förderung in Millionenhöhe

Zwei Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben jeweils einen Starting Grant des European Research Councils (ERC) zugesprochen bekommen. In der neuen Runde werden Prof. Dr. Adrian Meier, Professur für Kommunikationswissenschaft an der FAU WiSo, mit dem Projekt „Social Well-Being from Hybrid Interactions in Hybrid Work“ (HYIHY) und Dr. Carlos L. Bassani mit dem Projekt „Kinetic Pathways to Control Nanocrystal Shapes“ (kineticSHAPES) und mit jeweils 1,5 Millionen Euro gefördert.

Flurgespräche mit dem KI-Kollegen

„Der Arbeitsalltag ist ein wichtiger Faktor für unser soziales Wohlbefinden“, sagt Prof. Dr. Adrian Meier, Professur für Kommunikationswissenschaft an der FAU WiSo.  „Deshalb ist es besorgniserregend, dass die Einsamkeit von Beschäftigten weltweit zugenommen hat.“ Jeder fünfte fühle sich meist einsam, Tendenz steigend, und dies berge viele Risiken für Beschäftigte, Organisationen und Gesellschaften. Wie verändern nun die jüngsten Entwicklungen der Arbeitswelt – hybrides Arbeiten und hybride Interaktionen – das soziale Wohlbefinden? Tragen sie zur „Einsamkeits-Epidemie“ bei oder können sie Teil einer Lösung sein? Diese Fragen untersucht Prof. Dr. Adrian Meier nun in seinem vom ERC geförderten Projekt HYIHY.

Denn Hybrides Arbeiten, also die Mischung aus Büro und Homeoffice, ist für viele das neue Normal. „Die Kommunikation verändert sich dabei“, sagt Adrian Meier. Das bedeute weniger Flurgespräche, dafür Parallel-Chats im Zoom-Meeting und Nachrichten über den privaten Messenger. „Und gleichzeitig entwickeln sich chat- und sprachbasierte KI-Anwendungen zu immer menschenähnlicheren, sozioemotional kompetenten KI-Kollegen. Mit ihnen können wir schwierige Gespräche mit dem Chef üben, Feedback zum Teamverhalten einholen oder Rat bei Konflikten bekommen.“ Kurz: Nicht nur die Arbeit, auch die Kommunikation wird hybrid – ein Mix aus „face-to-face“, digitalen und Mensch-KI-Interaktionen.

Deshalb möchte Adrian Meier in seinem Projekt mit einem neuartigen Methodenmix aus Datenspenden von Chatverläufen, digitalen Verhaltensspuren, Panel-, Tagebuch- und Interviewstudien sowie Feldexperimenten den Grundstein für ein tieferes Verständnis sozialer Gesundheit in der Arbeitswelt von morgen legen.

Prof. Dr. Meier hat Publizistik und Politikwissenschaft an den Universitäten Mainz und Göteborg (Schweden) studiert und in Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienpsychologie an der Universität Mainz promoviert. Nach einer Assistenzprofessur an der Universiteit van Amsterdam kam er 2021 als Juniorprofessor für Kommunikationswissenschaft zur FAU. Seine Forschung, unter anderem zur Rolle sozialer Medien für die mentale Gesundheit, wurde mit einer Vielzahl an Preisen ausgezeichnet, darunter Best Paper Awards und Dissertationspreise der International Communication Association (ICA) und der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK).

Würfel, Kugeln und Nanopyramiden

Mit dem Projekt kineticSHAPES möchte Dr. Carlos L. Bassani, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Modellierung von Selbstorganisationsprozessen, Simulationstechniken entwickeln, mit denen sich die Formgebung von Nanokristallen besser verstehen lässt. Die winzigen Kristalle können das Aussehen von Würfeln, Kugeln, Pyramiden, Platten und anderen definierten Formen annehmen. Die Form von Nanokristallen ist dabei entscheidend für ihre Oberfläche, Reaktivität, optischen Eigenschaften, mechanische Festigkeit und ihr Selbstorganisationsverhalten. Doch wie nehmen die Nanokristalle diese Formen an? „Die derzeitige Theorie zur Formbildung basiert auf einem thermodynamischen Gleichgewicht und besagt, dass jede Kristallstruktur eine nahezu einzigartige Form annimmt, mit wenigen morphologischen Variationen“, erklärt Dr. Bassani. Während diese Theorie die Formgebung von Kristallen in der Mineralogie erfolgreich erklärt, ist sie bei Nanokristallen jedoch häufig fehlerhaft. „Dies zeigt, dass es notwendig ist, die Formgebung von Nanokristallen ohne das thermodynamische Gleichgewicht zu erklären“, sagt Bassani.

Von zentraler Bedeutung dabei ist die Ermittlung von Formdiagrammen, die thermodynamische Bedingungen und kinetische Faktoren aufzeigen, die zu optimalen Formen führen. Denn die Kristalle können durch Wechselwirkung mit Licht die Eigenschaften von Material drastisch beeinflussen. Dadurch können wiederum neue Technologien entstehen, wie die Photokatalyse für die grüne Energiewende oder neue Arten der Krebsbehandlung. „kineticShapes wird die theorie- und computergestützte Entwicklung und Optimierung von Syntheseprotokollen für Nanokristalle mit verschiedenen Formen ermöglichen und so zu einem grundlegenden Verständnis von Nanomaterialien in der Zukunft führen“, sagt Dr. Bassani.

Dr. Dr. Carlos L. Bassani hat sowohl in Chemieingenieurwesen, als auch in Maschinenbau und Werkstofftechnik promoviert. Neben dem ERC Starting Grant 2025 ist er unter anderem mit dem Humboldt-Forschungsstipendium, dem CAPES Thesis Award der brasilianischen Stiftung für Wissenschaft, dem Thesis Prize der brasilianischen Gesellschaft für mechanische Wissenschaften (ABCM) und dem zweiten Platz beim Thesis Prize der französischen Gesellschaft für Chemieingenieure (SFGP) ausgezeichnet worden.


Grants des European Research Council

Der Europäische Forschungsrat (European Research Council – ERC) wurde von der Europäischen Kommission gegründet. Er bietet Förderprogramme für exzellente Forscher/-innen in Europa, die bahnbrechende Projekte und innovative Forschungsideen verfolgen. Die ERC-Grants sind hoch angesehen und besonders auf die Unterstützung von Projekten mit hohem wissenschaftlichem und gesellschaftlichem Impact ausgerichtet. Diese Grants bieten beträchtliche finanzielle Mittel und ermöglichen den geförderten Wissenschaftler/-innen, ihre Forschungsziele unabhängig und auf international konkurrenzfähigem Niveau zu verfolgen.

Zu den ERC Grants an der FAU


Weitere Informationen:

Prof. Dr. Adrian Meier
Juniorprofessur für Kommunikationswissenschaft
Tel: 0911/5302-295670
E-Mail: adrian.meier@fau.de

Dr. Carlos Lange Bassani
Tel: 09131/85-70529
E-Mail: carlos.bassani@fau.de