Ein Symbol für die Stadt – Die Nürnberger Gehwegplatte
Die Nürnberger Gehwegplatte, eine Ikone für sich, thront unaufdringlich und dennoch allgegenwärtig auf den Wegen dieser Stadt. Mit aufmerksamem Blick erfasst man ihre Präsenz mühelos, denn kaum ein Gehweg bleibt von ihrer Schönheit unberührt. Doch sie strahlt nicht laut, sondern in stiller Gelassenheit, eine introvertierte Kraft, zuverlässig und widerstandsfähig. Eine Stadt Nürnberg ohne sie ist kaum denkbar. Dieses Monument, das zu großen Teilen aus ihr besteht, ist dieser stillen Heldin des Alltags gewidmet. Aus der Platte erschaffen, die festen Boden unter den Füßen schenkt: der Nürnberger Gehwegplatte.
Eine Steinpyramide wie diese dient nicht nur als ästhetisches Highlight und Orientierungspunkt im Gelände, sondern bietet auch zahlreiche ökologische Vorteile. Vögel nutzen sie beispielsweise als erhöhten und sicheren Sitzplatz, während Insekten oder Spinnen darin Schutz finden. Der südliche Bereich der Pyramide schafft optimale Bedingungen für wärmeliebende Pflanzen, während der Nordbereich im Sommer angenehmen Schatten spendet.
Die roten Klinkersteine sind übrigens beim Neubau der FAU WiSo übriggeblieben und wurden, ebenso wie die Gehwegplatten, upgecycelt.
Ungeahnte Artenvielfalt – Die Blumenwiese und der Sandmagerrasen
Im ersten Moment mag es irritierend wirken, doch auf mageren Böden herrscht die größte Artenvielfalt. Auf diesen Böden gedeihen eine Fülle wertvoller und bedeutender Blüten- und Futterpflanzen, die für zahlreiche hungrige Bestäuber eine wichtige Nahrungsquelle darstellen. So bevorzugen über 1.300 heimische Pflanzen einen humusarmen Untergrund.
In vielen Gärten dominieren heute unnatürlich nährstoffreiche oder überdüngte Böden. Diese monotonen grünen Areale bieten den meisten Insektenarten keinen geeigneten Lebensraum. Eine Wildblumenwiese hingegen ist nicht nur eine ästhetische Bereicherung, sondern auch eine wichtige Lebensgrundlage für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Sie bietet Wohnraum, Versteckmöglichkeiten und Nahrung. Jede einzelne Pflanzenart lockt bestimmte Tiere an. Somit bedingt ein hoher Artenreichtum an Pflanzen auch eine große Vielfalt an Tieren, vor allem Insekten.
Um die Biodiversität zu fördern, wurde in diesem Beet der Boden bewusst abgemagert. Dies geschah durch das Abtragen des Oberbodens und dem anschließenden Auffüllen mit Schotter, welcher ebenfalls vom ehemaligen Baustellenlagerplatz recycelt werden konnte. Anschließend wurde
eine Mischung aus heimischen Wildstauden ausgesät, welche mit etwas Geduld zu einer prächtigen Blumenwiese heranwachsen.
Versteckter Lebensraum – Die Lehmwand und das Sandarium
Etwa 75 Prozent aller Wildbienen zählen zu den bodenbrütenden Arten. Sie finden ihre Nistplätze in Steilwänden, Abbruchkanten und sogar in alten, mit Kalkmörtel gemauerten Hauswänden oder aufgelassenen Lehmund Sandgruben. Diese spezialisierten Bienen und Solitärwespen graben ihre Nestgänge selbst. Beispielsweise gräbt die Weidensandbiene ihre Bruthöhlen in den Sand und legt dort ihre Eier ab. Ebenso benötigen Arten wie die Frühlings-Seidenbiene und die im Spätsommer aktive Efeu-Seidenbiene offenen Sandflächen zur Eiablage.
Andere Insekten, wie die Mauerbiene, die Mauer-Lehmwespe und die
Tönnchenwegwespe, benötigen Lehm, um die Bruthöhlen ihrer Nester zu verschließen. Auch Mehl-, Rötel- und Rauchschwalben sind für den Nestbau auf Lehm angewiesen. Sie formen feuchten Lehm an senkrechten Wänden unter Überhängen wie Balkonen und Dachkästen zu halbkugelförmigen Nestern. Durch die starke Versiegelung von Böden in Gärten und der Natur wird der Lebensraum dieser Tiere zunehmend verdrängt. Durch die Anlage einer offenen Bodenfläche oder Abbruchkante kann den Insekten ein alternativer Lebensraum geschaffen werden. Das lässt sich auch im eigenen Garten umsetzen. Beispielsweise an einer Trockenmauer, im Insektenhotel, als Sandarium oder als Fläche am Boden.
Lebendiges Totholz – Die Lebensgrundlage für Viele
Einer der wertvollsten Lebensräume in der Natur ist Totholz. Als Totholz bezeichnet man sowohl tote Äste an einem alten Baum wie auch abgestorbene Bäume und Wurzeln oder Teile davon. Es dient unzähligen Insekten und anderen wirbellosen Tieren als Nahrungsquelle, Lebensraum, Nistplatz und Baumaterial.
Verrottendes Holz ist zudem die Lebensgrundlage für Pilze, Flechten, Moose und Algen, von denen weitere Tiere abhängig sind. Altes Holz, welches sich in der Natur zersetzt, sichert das Überleben zahlreicher Insektenarten wie z. B. das der Blauschwarzen Holzbiene, der Riesenholzwespe, des Rosenkäfers oder des Hirschkäfers. Allein rund 1.350 Käferarten Mitteleuropas sind in irgendeiner Phase ihrer Entwicklung auf Alt- oder Totholz angewiesen. Besonders wichtig ist es, das Totholz über viele Jahre hinweg liegen zu lassen, damit die natürlichen Zersetzungsprozesse in allen Stadien, bis hin zur Mulm- und Humusbildung ablaufen können.
Durch den Rückschnitt von Bäumen und Sträuchern fällt auch im Garten einiges an Holz an. Statt das abgestorbene Holz zu entsorgen, kann man den Astschnitt wunderbar in die dekorative Gartengestaltung miteinbeziehen. Ob Beetumrandung, Rankhilfe, Asthaufen oder Sichtschutz – hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Größere Totholzwälle oder Benjeshecken werden gerne als Nistmöglichkeit, z. B. vom Zaunkönig angenommen. Zudem kann immer wieder neues Material aufgeschichtet werden, denn die Holzstapel setzen sich im Laufe des Abbauprozesses.
Wasser ist Leben – Der kleine Teich
Einige heimische Bienenarten, wie die Schenkelbienen, sammeln neben Pollen und Nektar auch Öl aus den Blüten des Gilbweiderichs. Die Sägehornbiene ist spezialisiert auf die Pollen des Blutweiderichs. Diese Pflanzen wachsen hauptsächlich an Gewässerufern und in Sümpfen, die jedoch zu den bedrohten Lebensräumen in der Kulturlandschaft zählen. Dadurch sind auch die auf diese Pflanzen angewiesenen Bienenarten gefährdet.
Ein naturnah gestalteter Teich bietet also einen wichtigen Lebensraum für viele einheimische Amphibien, Insekten, Wasser bzw. Sumpfpflanzen. Auch viele Nützlinge sind auf den Lebensraum angewiesen. So nutzen Vögel die Wasserstelle gerne zum Baden und stillen dort wie andere Kleinsäuger und Insekten ihren Durst. Wildbienen sammeln den halbtrockenen
Schlamm zum Verschluss ihrer Brutröhren, Amphibien finden sichere Deckung zwischen den Pflanzen. Und Menschen profitieren von einem kühleren Mikroklima in Hitzeperioden durch die langsame Verdunstung des Wassers.
Neue Mauern aus alten Steinen – Die Trockenmauern
Der ökologische Wert einer Trockenmauer bemisst sich nicht nach dem verwendeten Material, sondern beruht eher auf ihrer strukturellen Vielfalt. Es müssen also nicht die teuersten Natursteine sein, verwendet werden kann jedes Material, das sich zu einer stabilen Mauer aufschichten lässt.
Doch Trockenmauern sind rar geworden. Von Menschen geschaffen, sind sie auch wieder dem Menschen zum Opfer gefallen. Abgelöst wurden sie von Betonwänden, von festgemauerten Einfriedungen und von Jägerzäunen – und mit den Mauern sind auch ihre Bewohner verschwunden. Gibt es sie noch, dann sind die Bauwerke häufig dem Zerfall überlassen und bald ist nur noch wenig von ihnen übrig. Neben dem Erhalt und der Pflege bestehender Mauern wäre es deshalb wichtig, die Trockenmauer wieder als ein belebendes Element in die Gärten einzubringen.
Diesem Ziel hat sich Manfred Rother (Experte für Upcycling-Trockenmauern) seit über 40 Jahren verschrieben. In Zusammenarbeit mit ihm sind hier an der FAU WiSo Oase einige kleinere und größere Mauern entstanden. Diese Trockenmauern wurden dabei ausschließlich aus UpcyclingMaterial gebaut. Alte Klinkersteine, Kalkstein-Hausabriss, Granit-Arbeitsplatten, Sandsteine aus einem ehemaligen Haus … eine bunte Mischung die sich auch im Charakter der Mauern widerspiegelt. Kein Stein gleicht dem anderen, aus den Fugen wachsen unter anderem Steinbrech, Hauswurz, Sedum oder Thymian. Zudem bieten die Ritzen zwischen den Steinen auch einen faszinierenden Lebensraum für viele Tierarten. Recycling-Trockenmauern fördern also nicht nur die Ökologische Vielfalt, oder überzeugen durch optische Highlights, sondern sparen und binden ganz nebenbei noch eine Menge CO2.
Eine neue Burg in der Stadt – Die Eidechsenburg
Die westliche Smaragdeidechse, Zauneidechse, Mauereidechse und Waldeidechse zählen zu den bekanntesten Eidechsenarten in Deutschland, auch die Blindschleiche gehört dazu. Wie viele andere Wildtiere sind auch diese faszinierenden Geschöpfe in ihrem Bestand bedroht.
Als wechselwarme Tiere benötigen Eidechsen warme Plätze mit vielen Sonnenstunden, wie beispielsweise Steinhaufen mit Südausrichtung, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Sie ernähren sich unter anderem von Käfern, Fliegen, Asseln, Tausendfüßlern und Heuschrecken. Ein bunt gestalteter Garten mit Wildstauden, Blumenwiesen usw. bietet daher ein reichhaltiges Insektenangebot, das für Eidechsen unerlässlich ist.
Für ihre regelmäßige Häutung benötigen Eidechsen ausreichend Feuchtigkeit. Sie suchen daher gerne vegetationsreiche flache Teichufer oder Sumpfbeete auf. An warmen Plätzen in lockerem, sandigem Boden, oft geschützt unter Baumwurzeln oder Steinen, graben Eidechsen ihre Eier ein. Nach etwa 2–3 Monaten schlüpfen die Jungtiere. Im Unterschied dazu bringen Waldeidechsen ihren Nachwuchs lebendig zur Welt. Für die Überwinterung benötigen Eidechsen eine frostfreie Grube, gefüllt mit Holzstücken, Ästen und größeren Steinen als Schutzraum für die 6-monatige Winterruhe. Die Eidechsenburg soll bestmögliche Bedingungen für Eidechsen schaffen. Die Steine dafür sind recycelte Feldsteine von einem Bauern aus der Region.
Da die Tiere jedoch nur einen geringen Aktionsradius von wenigen hundert Metern haben, ist eine Einwanderung, sofern keine Population in der Nähe vorhanden ist, eher unwahrscheinlich.