Studie zu Online-Lehre: Mentoring-Programme helfen gegen den Online-Blues

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Schon im Sommersemester konnten die Universitäten ihren Studierenden keine Präsenzlehre bieten. In diesen Tagen starten die Studierenden nun in ein weiteres Semester, in dem sie weitgehend online unterrichtet werden. Bei vielen Studierenden leidet im „Home-Office“ die Motivation und es fehlt an Struktur im Alltag. Forscher der WiSo zeigen nun in einer weltweit einzigartigen Studie, dass Mentoring-Programme diese Probleme mildern und Studierende in einem Online-Semester erfolgreicher machen können.

Im Rahmen der Studie entwickelten die Forscher im Sommersemester 2020 ein Mentoring-Programm für Studierende des Studiengangs Wirtschaftswissenschaften am Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der FAU. Die Forscher engagierten Studierende in höheren Semestern und schulten sie als Mentorinnen und Mentoren. Dabei ging es nicht darum, andere Studierende fachlich zu unterstützen, sondern um Hilfe bei der Strukturierung und Selbstorganisation im studentischen „Home-Office“. Anschließend boten die Forscher zufällig ausgewählten Studierenden im zweiten Studiensemester an, sich für das Mentoring-Programm zu registrieren, und verglichen diese Studierenden mit solchen, die diese Möglichkeit nicht bekommen hatten.

Die Studie zeigt, dass ein Programm mit nur fünf virtuellen Treffen mit einer Mentorin oder einem Mentor die Aussichten von Studierenden in einem Online-Semester deutlich verbessern kann. Eine Befragung der Studierenden zeigt, dass diese dank des Mentorings deutlich motivierter sind, sich regelmäßiger mit den Inhalten des Studiums befassen und eher überzeugt sind, dass ihr Einsatz für das Studium insgesamt ausreichend ist. Die positiven Effekte des Mentoring-Programms schlagen sich aber nicht nur in Befragungen nieder, sondern verbessern auch die Studienleistungen. So melden sich die Studierenden im MentoringProgramm nach Ende der Vorlesungszeit zu mehr Prüfungen an. Überraschend ist der Befund, dass leistungsstarke Studierende am meisten von dem Programm profitieren. Studierende, die in Wintersemester vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie zum erfolgreichsten Drittel in ihrer Studienkohorte gehörten, schließen durch die Unterstützung ihrer Mentorinnen und Mentoren unter Corona-Bedingungen mehr als ein zusätzliches Modul ab (plus 6 ECTS). Im Ergebnis führt Mentoring in der Gruppe der leistungsstarken Studierenden dazu, dass diese viel erfolgreicher sind als ohne Mentoring: Die Wahrscheinlichkeit, nach dem ersten Studienjahr alle vorgesehenen Prüfungen bestanden zu haben, steigt durch das Programm von 52 auf 61 Prozent.

Die Forscher zeigen mit ihrer Studie einen einfachen und vor allem sehr kostengünstigen Weg auf, wie Online-Lehre an Universitäten erfolgreich gestaltet werden kann. Ein zusätzlicher Platz in dem von den Forschern entwickelten Programm kostete die FAU lediglich etwa 60 Euro pro Semester. Das erfolgreiche Mentoring-Programm ist aber nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Studien der FAUForscher zu der Frage, wie Universitäten ihre Studierenden erfolgreicher machen können. Für dieses Forschungsprogramm konnten die FAU-Forscher nun umfangreiche Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft einwerben. Mit diesen Mitteln finanzieren die Forscher derzeit u.a. eine Umfrage unter Studienanfängern an der FAU. Langfristiges Ziel der Untersuchung ist, die Häufigkeit von Studienabbrüchen zu verringern und die Berufsaussichten von Studierenden weiter zu verbessern.

Die Studie finden Sie auf der Website des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik.

Ansprechpartner

David Hardt, M.Sc.
Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik
david.hardt@fau.de

Prof. Dr. Markus Nagler
Juniorprofessur für Quantitative Labor Economics
markus.nagler@fau.de

Prof. Dr. Johannes Rincke
Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik
johannes.rincke@fau.de